Generation Y und die neue Arbeitswelt
Kürzlich durfte ich Larissa, eine Vertreterin der Generation Y, zu Generationenthematik
und die neue Arbeitswelt befragen. Heutzutage stellt Generation Y bereits 30% der Bewerber und im
Jahr 2030 werden es bereits zwei Drittel sein. Insofern macht es schon jetzt Sinn, die Bedürfnisse
dieser Generation zu verstehen.
Larissa ist 1990 geboren und fühlt sich der Generation der 1985er bis 1995er zugehörig. Sie empfindet
sich zwar selbst als jung, aber dennoch definitiv älter als die Jahrgänge ab 1995. Denn das sind aktuell
die “Jungen”: die sogenannte Generation Z. Und diese unterscheidet sich sehr von der Generation Y.
Aber zur Generation Z komme ich ein anderes Mal.
Arbeiten, um zu leben:
Zum Thema „Work-Life-Balance“ befragt, gibt Larissa an, dass es mehr um „Life-Balance“ gehe,
da Work ein Teil vom Leben sei. Arbeit soll ihrer Meinung nach Spaß und Freude machen und lässt
sich vom Leben (“Life”) nicht abgrenzen, da man auch außerhalb der Arbeitszeit über Arbeit spricht
und innerhalb der Arbeitszeit über Privates. Der Job muss einen zufrieden stellen, Geld kann Freizeit
nicht aufwiegen, sondern stellt bloß eine von vielen Formen der Wertschätzung dar.
Larissa ist ausgebildete Kommunikationsexpertin aus Stuttgart, hat bereits in den USA gelebt und
gearbeitet, und ist gleich im Anschluss für die Arbeit nach Wien gekommen. Jetzt ist sie
Projektmanagerin und Schnittstelle zwischen Programmierern und Kunden. Sie hat somit schon in
ihren jungen Jahren bewiesen, dass man flexibel sein muss und sich immer wieder neu erfinden kann.
Jetzt ist sie jung, möchte die Welt entdecken und Chancen nutzen. Längerfristig möchte sie dort sein,
wo die für sie wichtigen Menschen leben und schließt eine Rückkehr nach Deutschland nicht aus.
Danach befragt, was für sie einen Arbeitgeber attraktiv mache, antwortet sie, dass Wertschätzung
gegenüber dem Mitarbeiter das Wichtigste sei. Sie möchte alles fragen dürfen und erwartet
Feedback. Sie arbeitet gern selbständig, aber der Chef soll Hilfe und Rückendeckung geben, wenn er
gebraucht wird. Wertschätzung könne sich monetär zeigen, aber auch durch Flexibilität, Atmosphäre,
moderne Arbeitsgeräte, die kostenlose Bereitstellung von Getränken oder die Bezuschussung von
Fahrkarten. Im Jobumfeld möchte sie zufrieden mit ihren Aufgaben sein, so dass sie sich am
Sonntagabend auf den Wochenanfang freut. Was motiviert sie? Aufgaben, die machbar und in der
Arbeitszeit zu schaffen sind. Gleichzeitig aber auch ein gewisses Maß an Herausforderung beinhalten,
um Neues zu lernen. Sie möchte gefordert, aber nicht überfordert werden. Demotiviert und frustriert
ist sie, wenn sie nicht weiß, was zu tun ist.
Gefragt nach ihrer Wunsch-Wochenstundenzahl antwortet sie: Eine 30-35-Stunden-Woche wäre
nach ihrem Geschmack ideal, damit auch noch der Lebensstandard möglich ist, der ein Leben mit
Familie, Freunden, Reisen und Sport erlaubt.
Nach ihrer Peergroup befragt, sagt sie, dass ihre Freunde (vor allem auch Studienkolleginnen) ihre
Lebenseinstellung zu Arbeits- und Privatleben teilen. Also: Freude an der Arbeit haben, ohne jedoch
die Arbeit über alles andere im Leben zu stellen. Dennoch sei es schwierig einen Platz in der
Gesellschaft zu finden, da die Welt sehr komplex und Angst vor den großen Herausforderungen nicht
zu leugnen sei (alles wird größer, weiter, schneller und vernetzter). Ein gewisses Vertrauen in sich
selbst und in die eigene berufliche Wertigkeit sei da, eine positive Einstellung sei wichtig. Sie möchte
einen gewissen Standard in ihrem Leben, um sich Dinge wie Sport, Reisen und Ausgehen, die ihr
wichtig sind und ihr Leben bereichern, leisten zu können. Ohne jedoch ihre Wertschätzung allein
durch ihr Gehalt abholen zu müssen. Als große Herausforderungen unserer Gesellschaft sieht sie,
dass die Arbeitswelt immer komplexer wird. Die sogenannte VUCA World (Volatility, uncertainty,
complexity and ambiguity) bringt große Herausforderungen mit sich. Für schlechter ausgebildete
Menschen wird es wohl immer schwieriger; gut ausgebildete Menschen, die es schaffen, in dieser
Komplexität den Überblick zu bewahren, werden immer gefragter werden. Vernetztes Denken wird
ihrer Meinung nach wichtiger. Es braucht Manager, die auch Netzwerker sind, die die komplexen
Fäden zusammenführen und das große Ganze sehen.
Im Vergleich zur Generation ihrer Eltern stellt Larissa fest, dass diese erst jetzt – in ihrer Lebensmitte
– zur selben Einstellung wie Generation Y kommt. Für diese war es normal, dass Arbeit an erster Stelle
steht. Immer mehr scheint sich aber auch in dieser Generation die Einstellung der Generation Y
durchzusetzen, dass Arbeit der Mittel zum Zweck ist, sich die für einen selbst wirklich wichtigen Dinge
im Leben zu erfüllen.
Kategorisierungen und Verallgemeinerungen sind hilfreich. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass
natürlich jeder Mensch individuell ist und eine eigene Meinung und Einstellung hat. Larissa betont
daher, dass das Interview natürlich nur ihre subjektive Einschätzung über die Generation Y (und Z
und ihre Eltern-Generation) wiedergibt.
Ich bedanke mich sehr herzlich bei Larissa für das interessante und kurzweilige Gespräch.
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